Dass der Vorschlag zur Erweiterung des Speiseplanes um einen Veggie-Day die Gemüter hochkochen lässt, war zu erwarten. Niemand möchte sich gerne vorschreiben lassen, was er essen soll. Bevormundung liegt den Grünen auch fern. Die Art der Diskussion hat uns alllerdings schon überrascht: Vom Nazi-Plakat aus FDP-Kreisen bis zu extrem unqualifizierten Äußerungen in den vielen Internetforen. Deshalb hier nochmal unsere Beweggründe in komprimierter Form:
In Deutschland werden pro Kopf und Jahr rund 60 Kilo Fleisch gegessen. Woher dieses Fleisch kommt, mit welchen Methoden und zu welchen ökologischen Kosten es produziert wurde, bleibt den VerbraucherInnen meist verborgen. Die Probleme der Fleischproduktion sind jedoch so gravierend, dass wir über eine andere Ernährung nachdenken müssen: der Veggie-Day kann Alternativen schmackhaft machen.
In unserem Wahlprogramm schließen wir uns der Stadt Bremen an, die bereits 2010 einen Veggie-Day eingeführt hat. Wir Grüne wollen dieses Modell politisch fördern und so Menschen an eine leckere, vegetarische Ernährung heranführen. „Ein Veggie Day ist ein wunderbarer Tag zum Ausprobieren, wie wir uns mal ohne Fleisch und Wurst ernähren“, sagte Renate Künast und entfachte eine öffentliche Debatte. Cem Özdemir stellt noch einmal klar, dass der Veggie-Day den Speiseplan erweitern soll und keine Bevormundung ist: „Wir Grüne wollen niemandem verbieten, Fleisch zu essen. Aber wir wollen, dass es Alternativen gibt.“ Der Fleischkonsum soll keineswegs per Gesetz abgeschafft werden. Niemanden wird daran gehindert – auch nicht am Donnerstag – Fleisch zu essen.
Die Vielfalt in der Küche stärken
Der Veggie-Day soll vielmehr bewusst machen, dass mit der Fleischproduktion riesige Probleme einhergehen – für Mensch und Tier. Es gibt gute Gründe, über Alternativen zum Fleisch nicht nur nachzudenken. Mehr noch: Die Menschen sollen eingeladen werden, diese auch zu kosten und zu probieren. Christian Meyer, grüner Minister für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz in Niedersachsen, erläutert seine Vorstellung vom Veggie-Day: „Wir setzen auf Freiwilligkeit und Überzeugung; wenn Restaurants und Kantinen mitmachen und einen Veggie-Day anbieten, begrüßen wir das.“ Er wolle niemandem vorschreiben, was sie oder er essen sollen. Für ihn als einem scharfem Kritiker der Massentierhaltung sei aber auch klar, „dass ein geringerer Fleischkonsum einen Beitrag zu mehr Tier-, Klima- und Umweltschutz leistet.“
Fleisch als Klima und Ressourcenkiller
Die Bilanz der Fleischproduktion ist erschreckend:
- Zur Produktion von einem Kilogramm Fleisch werden 16 Kilo Getreide und bis zu 15.000 Liter Wasser verbraucht.
- Nutztiere stoßen in großen Mengen Methan aus, dass die Atmosphäre 20 mal stärker aufheizt als CO2.
- Ein Drittel der Weltgetreideernte wird als Futtermittel verbraucht.
- Gemüse wird relativ ressourcenschonend hergestellt.
Fleisch ist kein Teil einer ressourceneffizienten Wirtschaftsweise, darauf wollen wir Grüne bei Gelegenheiten wie dem Veggie-Day hinweisen. Gemüse, auch wenn es konventionell produziert wurde, schneidet in der Ressourcenbilanz deutlich besser ab. Der Vegetarierbund Deutschland (VEBU) hat die Faustregel aufgestellt, wonach 1 Kg Fleisch zehnmal umweltschädlicher ist als 1 Kg Gemüse. Die Fleischproduktion verstößt zudem massiv gegen die Lebensbedürfnisse von Tieren und hat nichts mit einer natürlichen Nahrungskette zu tun. In der Massentierhaltung wird unter anderem Geflügel verstümmelt. Ihnen werden Schnäbel und Schwänze abgeschnitten, um sie an Haltungs- und Füttertechniken anzupassen.
Es ist an der Zeit, eine gesellschaftliche Debatte über nachhaltige Formen der Tierhaltung und der Landwirtschaft zu führen. Der Veggie-Day bietet dafür eine wöchentliche Gelegenheit. Schließlich ist auch die Küche politisch: Die Freiheit der Verbraucher ist uns wichtig. Die Rechte der Tiere und die Rufe nach ökologischer Gerechtigkeit sind es ebenso.