Die zukünftige Ausrichtung unserer Wirtschaft ist global gesehen immer stärker getrieben von neuen und nachhaltigen Wirtschaftsformen. Diese neuen Anforderungen sind geprägt von starker CO2 Reduzierung und Energieeffizienz, aber auch von einem gewissenhaften und schonenden Umgang mit der endlichen Ressource Boden.
Seit Beginn der Aurea Planungen in den 1990iger Jahren haben sich Bündnis 90/Die Grünen in Oelde gegen die Interkommunale externe Industriefläche ausgesprochen. 80 ha Fläche, ein Äquivalent von 120 Fußballfeldern sind seitdem unwiderruflich dem Naturraum entzogen worden. Da hätten wir gerne Alternativen gesehen.
Zur Wahrheit zählt aber auch: Nachdem unumkehrbare Beschlüsse und Fakten den Bestand der Aurea zementiert hatten, haben die Grünen 2014 den Beschluss gefasst, einen Schlusspunkt unter das Thema Aurea zu setzen und sich im Rahmen der sehr begrenzten Kommunalpolitischen Möglichkeiten für eine konstruktive Mitarbeit zum sinnvollen und nachhaltigen Ausbau der Aurea einzusetzen.
Eine Vertretung im Aurea GmbH Aufsichtsrat stand seither allerdings nicht mehr zur Debatte, da die Grünen ihren Sitz 2005 an die FDP abgetreten hatten, aufgrund nicht gegebener Einflußmöglicheiten und nicht vorhandener Transparenz. Kritisch konstruktive Fragestellungen waren schlicht unerwünscht! Nur der Vollständigkeit halber: Für die Abgabe des Sitzes in der Aurea GmbH bekamen die Grünen seinerzeit einen zusätzlichen Sitz im wichtigen Finanzauschuss. Aber zurück zur Aurea: Da gibt es offensichtlich einen Fehler im Konstrukt: Die Aurea GmbH ist so konstruiert, dass dort weitreichende Entscheidungen für die beteiligten Kommunen getroffen werden (wie beispielsweise die AMAZON Ansiedlung), aber deren Kommunalparlamente kaum Einflussmöglichkeiten haben (so hat Oelde lediglich Minderheitenrechte bei einem Beteiligungsgrad von 40%). Ein Unding, dass dort Entscheidungen getroffen werden mit Jahrzehntelanger Bedeutung und hohen finanziellen Risiken, ohne Mitsprache der Bürgerschaft. Das widerspricht jeglichem Grünen Selbstverständnis.
Jetzt geht es allerdings um ein NEUES KAPITEL: Die Erweiterung der Aurea um weitere gewaltige 50 ha einwandfreiem Naturraum. Auf dem Gebiet der Stadt Rheda-Wiedenbrück sollen der alten Wachstumslogik folgend Flächen vorgehalten, erschlossen und vermarktet werden. Als Garant für ewiges Wachstum und ein hartes „Weiter so!“. Leider denken viele andere Kommunen ebenfalls in dieser Einbahnstraßen Logik und der kommunale Wettbewerb um die günstigsten Flächen geht weiter. Ein aktueller Blick nur in Richtung Westen reicht aus: Beckum mit seinem 36 ha Gebiet Obere Brede an der A2 und eine Autobahnabfaht weiter errichtet die Gemeinde Lippetal das Gebiet „Westfalen“ mit rund 50 ha direkt an der A2. Flächen die unwiderruflich weg sind. Nach Osten wollen wir gar nicht erst schauen. Apropos Vermarktung: Das sollte sich jetzt aber ungleich schwieriger gestalten als beim ersten Aurea Ausbau, wo der Kreis Gütersloh das Areal einer ursprünglich geplanten Mülldeponie (Marburg Areal) zu extrem niedrigen Kosten zur Verfügung stellen konnte und auch finanziell absicherte. Die aktuell im Raum stehenden Zahlen sprechen von einem Kostenrahmen von 75-90€ / m2 um Kostendeckend zu sein. Wird nicht kostendeckend verkauft, zahlt der Steuerzahler die Differenz. Zudem liegt hier die Vermutung nahe, dass ein Ausbau der Aurea stark verbunden ist mit den Ausbauplänen des allmächtigen Tönnies Konstruktes. Das wollen Bündnis 90/Die Grünen wie man sich denken kann aufgrund der gelebten Wirklichkeit des Industriellen Schlachtens nun wirklich nicht.
Die CDU Aussage von der erfolgreichen Aurea Ansiedlung die gemäß Pressemitteilung vom 21.7.20 für den Wohlstand in Oelde mit verantwortlich sein soll, können wir nicht nachvollziehen. Da ist von diversen Einnahmen aus der Aurea die Rede. Da stellt sich ja nicht nur für uns die Frage: Wie hoch genau sind die denn, verglichen mit dem Steueraufkommen der restlichen Oelder Betriebe? Amazon kann es ja nicht sein, die zahlen ja bekanntermaßen keine Steuern. Und Amazon Mitarbeiter wohnen voraussichtlich nicht vorrangig in Oelde und beleben eben nicht unsere Innenstadt und Geschäfte. Das ist ja fast schon Ironie, dass die Oelder CDU sich vor den Oelder Einzelhandel stellt – was wir sehr löblich finden – aber andererseits den Innenstadtkiller Nr.1 Amazon als Heilsbringer für die Oelder Entwicklung verkaufen möchte.
Wir stimmen allerdings zu 100% zu, dass Oelde eine hervorragend aufgestellte industrielle Struktur aufweist, seit vielen Jahrzehnten gewachsen. Innovation und Zukunftsfähigkeit sind in Oelde zu Hause. Und dafür muss es auch Platz zum Wachsen geben. Aus unserer Sicht ist eine bedarfsgerechte und Flächenschonende Erweiterung des ortsnahen A2 Gewerbegebietes die weitaus bessere Lösung. Da hat die Stadt Oelde das Heft des Handelns in den eigenen Händen und der Rat kann unter voller Transparenz entscheiden.
Die Erweiterung der Aurea ist somit nicht alternativlos! Wir betrachten den erneuten extrem Eingriff in den Naturraum als unverantwortlich. Der in Oelde geltende Klimavorbehalt findet hier keine Beachtung, da die Aurea Erweiterung um 80 weitere Fussballfelder nicht nur die Fläche unwiderruflich vernichtet, sondern aufgrund der externen Lage zusätzliche und vermeidbare Verkehre produziert, was dem notwendigen Klimaschutz entgegensteht. Von der weiteren Reduzierung der Artenvielfalt gar nicht erst zu reden.