Alexander Ringbeck aus Oelde ist während der Landesmitgliederversammlung am 13./14. November zum neuen Sprecher der Grünen Jugend NRW gewählt worden. Dazu gratulieren die Grüne Jugend Oelde, der Ortsverband Bündnis 90/ Die Grünen und die Fraktion ganz herzlich!
Aus Anlass seiner Wahl führte Die Glocke ein Interview mit Alex Ringbeck, welches hier vollständig zu lesen ist:
Wie ist es dazu gekommen, dass Sie Sprecher der Grünen Jugend NRW geworden sind? (Wird man gefragt, kann man seinen Hut in den Ring werfen?)
Ich bin bereits seit einem Jahr als Schatzmeister der Grünen Jugend NRW im Landesvorstand. Als sich dann herausstellte, dass bei der nun vergangenen Vorstandswahl nur zwei der acht Mitglieder des vorherigen Vorstandes erneut kandidieren, schien es für mich sinnvoll, auf den Sprecherposten zu kandidieren. Das Wahlverfahren selber ähnelt dem Wahlerfahren auf einem Parteitag: Die Mitglieder haben die Wahl zwischen allen angetretenen KandidatInnen und es wird in geheimer Wahl abgestimmt. Auch bei meiner Wahl gab es eine Gegenkandidatin.
Welche Aufgaben haben Sie als Sprecher?
Das Aufgabenfeld der SprecherInnen ist ein sehr weites. Die Hauptaufgabe ist natürlich die Vertretung der Grünen Jugend NRW nach außen, es gibt aber auch sehr viele interne Aufgaben. Daher bin ich sehr glücklich, dass sich diese Aufgaben gleichmäßig auf mich und Marie Dazert aus Hamm verteilen. Denn auch bei der Grünen Jugend haben wir eine quotierte Doppelspitze.
Welchen Reiz hat die Mitarbeit im Landesvorstand für Sie? Wie viel Arbeit steckt dahinter?
In meiner Bewerbung auf den Sprecherposten habe ich geschrieben, dass „als Schatzmeister des Landesverbandes Pressemitteilungen, Emaillisten, Podiumsdiskussionen, Sitzungen und Seminare für mich so essentiell [wurden], wie zuvor der tägliche Gang zur Schule. Ich durfte meine Nächte mit dem Bearbeiten von Anträgen verbringen und tagsüber am Haushalt feilen, ich durfte bei Abstimmungen zittern und auch gerne mal Kritik einstecken. […]“
Ich finde diese Arbeit unglaublich spannend und alleine der Gedanke an die Möglichkeit politisch etwas verändern zu können, treibt mich unglaublich an. Dass die Arbeit im Landesvorstand jedoch sehr zeitintensiv ist, musste ich bereits im letzten Jahr merken. Mein Engagement bei den Pfadfindern musste der Grünen Jugend weitestgehend weichen und auch die Uni bekommt von mir weniger Aufmerksamkeit als die Grüne Jugend. Ich versuche das aber in Waage zu halten.
Wieso sind Sie gerade für die Grüne Jugend aktiv? Wie lange schon und wie Sind sie dazu gekommen?
Die Grünen und die Grüne Jugend sind meine politische Heimat. Im Vordergrund stehen da natürlich die Inhalte. Die Grünen sind mehr als nur die „Öko-Partei“. Alleine der Green New Deal als Einstieg in eine bessere Wirtschafts-, Umwelts- und Gesellschaftspolitik ist ein sehr universales Programm, das viele Themenfelder bedient.
Wichtig ist mir außerdem noch die politische Kultur, die ich bei der Grünen Jugend sehr zu schätzen gelernt habe. Basisdemokratische, offene und transparente Vorgänge sind bei uns selbstverständlich.
Das hat mich dazu bewogen, vor 2 1/2 Jahren zunächst in der Grünen Jugend in Oelde mitzumachen und dann auch auf Landesebene einzusteigen.
Warum engagieren sich Ihrer Meinung nach vergleichsweise wenig junge Leute politisch (oder ist das gar nicht so?)? Wie ließe sich das ändern?
Die Grüne Jugend NRW ist ein Verband mit 2800 jungen Menschen! Ich finde nicht, dass das wenig ist. Dazu kommen natürlich noch eine Menge Aktive vor Ort, die wir gar nicht erfassen können. Und wir sind nur ein Bruchteil der Landschaft aktiver Jugendlicher!
Ich denke aber auch, dass in jungen Leuten heute sehr viel Potential steckt, das einfach nicht abgerufen wird. Das ist aber ein Problem der gesamten Gesellschaft und nicht nur der Jugend. Jugendliche werden heute viel zu oft als Bedrohung gesehen, die Schulhöfe verschmutzen, Koma-Saufen und nur Probleme machen. Wenn man mit einer solchen Erwartung an Jugendliche herantritt, muss man sich nicht wundern, wenn diese auch erfüllt wird.
Jugendliche werden immer noch nicht ausreichend ernst genommen. Das Wahlrecht ab 14, konsequentere und vor allem flächendeckende Jugendarbeit und das Ende der frühzeitigen Klassifizierung durch das dreigliedrige Schulsystem sind nur drei der unzähligen Möglichkeiten, junge Menschen besser zu fördern!
Welche Themen können Sie aus Oelde mitnehmen in den Landesvorstand?
In Oelde wurde ich für das Thema Rechtsextremismus sensibilisiert. Das ist ein Thema, das ich auch weiterhin im Landesvorstand vorantreiben möchte!
Ihre persönlichen drei wichtigsten politischen Anliegen?
Mein Schwerpunkt liegt ganz klar in der Wirtschafts- und Sozialpolitik. Wenn ich mir aber drei konkrete Punkte aus diesem Bereich aussuchen müsste, dann wären das Folgende:
1. Die Befassung mit der Wachstumsfrage. Unsere bisherige Wirtschaft ist auf konsequentes Wachstum auf Kosten unserer Ressourcen angelegt. Die unausweichliche Verknappung der Ressourcen wird dieses Wachstum zum Erliegen bringen. Auch der andere Wachstumsmotor – die Innovation – wird irgendwann einen gewissen Sättigungsgrad erreichen. Mit diesem Problem müssen wir uns schon heute befassen und Lösungen suchen, die vielleicht auch etwas unbequem sind.
2. Ein weitestgehend progressives Steuersystem. Unser jetziges Steuersystem bietet viel zu viele Schlupflöcher, sich der solidarischen Besteuerung zu entziehen. Wir brauchen endlich wirkliche Mittel, um Wohlstand gerecht zu verteilen. Das ist nicht nur gut für den Einzelnen, sondern auch gut für Wirschaft & Gesellschaft.
3. Ein bedingungsloses Grundeinkommen. Wer sich zu den Menschenrechten und auch zu unserem Grundgesetz bekennt, der muss auch danach handeln. Wir müssen allen Menschen eine Lebensgrundlage bieten, die mehr bedeutetet als das pure Überleben. Wir müssen eine Lebensgrundlage bieten, die die Würde des Menschen wahrt. Und vor allem dürfen wir nicht noch am Existenzminimum sanktionieren!